KONZEPT

FEMALE* UPGRADE

Umbenennung der Glaubackerstraße in Agathe-Doposcheg-Schwabenau-Straße für einen Tag 


Das Projekt „Agathe-Doposcheg-Schwabenau-Straße“ fordert die Umbenennung der Linzer „Glaubackerstraße“ in „Agathe-Doposcheg-Schwabenau-Straße“.
Mit einem künstlerisch-symbolischen Akt eines feierlichen Upgradings, das am Sa, 29. Mai 2021 unter dem Titel "FEMALE* UPGRADE" stattfand, wurde in Folge eine reale Umbenennung der Straße angestrebt. Hierfür wurde der Stadt Linz eine Anregung ausgesprochen, der Name Agathe Doposcheg-Schwabenau wurde in die Vormerkliste für Straßenumbenennungen aufgenommen.
Eine Umbenennung der "Glaubackerstraße" wurde leider nicht umgesetzt. 2022 wurde jedoch eine neu gebaute Straße in Linz nach ihr benannt, der Straßenname lautet Agathe-Schwabenau-Weg. 

Ziel des Projektes ist die Sichtbarmachung einer Künstlerin, die um 1900 gesellschaftlich Bedeutsames für die Linzer Kunstszene geleistet hat. Mit der Umbenennung wird der bekennende Nationalsozialist und Künstler Franz Glaubacker aus dem Stadtbild entfernt, um die öffentliche Ehrerbietung an Agathe Doposcheg-Schwabenau zu übertragen. 

Von 1152 Straßen in Linz sind  557 nach bedeutenden Persönlichkeiten benannt, davon 510 nach Männern und nur 47 nach Frauen. Immer noch gibt es Linzer Straßen, die historisch belastet sind, da sie nach Antisemit*innen und Nationalist*innen benannt wurden.
2019 hat die Stadt Linz auf Antrag der Grünen und der KPÖ eine Studie beschlossen, die alle Linzer Straßennamen auf ihren historischen Hintergrund untersucht. Das Stadtarchiv Linz leitet die Untersuchung und will analysieren, welche Straßennamen belastet sind. Bis 2021 soll diese Studie vorliegen, in Wien und Graz wurden diese Analysen bereits gemacht. 2020 wurde ein weiterer Antrag im Gemeinderat angenommen, der das Verhältnis von Frauen- und Männernamen als Straßenbenennungen thematisiert. Alle neuen Verkehrswege, die durch die Verbauung der Sommergründe auf dem ehemaligen Kasernenareal im Stadtteil Ebelsberg entstehen, werden demzufolge nach Frauen* benannt werden.


Ziele

Ein Ziel des Projektes „Agathe-Doposcheg-Schwabenau-Straße“ ist die Sichtbarmachung einer Frau, die um 1900 gesellschaftlich Bedeutsames für die Linzer Kunstszene geleistet hat. Agathe Doposcheg-Schwabenau hat die Ausbildung von Malerinnen zu einer Zeit ermöglicht, in der es Frauen verboten war, Kunst zu studieren. Ihre Arbeit hat nicht nur das Kunstleben in Linz, sondern auch die Gesellschaft bis heute geprägt. Dass ab 1921 endlich Frauen an der Akademie der Bildenden Künste Wien aufgenommen wurden, ist sicher dem Umstand geschuldet, dass zu dem Zeitpunkt schon längst viele ausgezeichnete und gut ausgebildete Künstlerinnen in Ausstellungen präsent waren.

Ein zweites Ziel ist es, eine Künstlerin sichtbar zu machen, die ihr ganzes Leben lang gemalt hat und unzählige Arbeiten schuf, in einer Zeit, in der die Meinung herrschte, Frauen wären nicht in der Lage, schöpferisch zu arbeiten. Es entspräche einfach nicht ihrer Natur, eigenständig etwas zu schaffen, denn sie bräuchten ja auch den Samen des Mannes, um gebären zu können, wurde argumentiert. Künstlerinnen um 1900 wurden systematisch von der Geschichtsschreibung ausgeschlossen, nicht erwähnt und vergessen. Erst langsam erwacht das Bewusstsein für unzählige Künstlerinnen, die es trotz aller Hürden, mit denen sie konfrontiert waren, dennoch gab. Die Benennung einer Straße nach einer solch außerordentlichen Künstlerin, über die nicht einmal ein Wikipedia-Eintrag existiert, setzt ein Zeichen des Willens, diese Versäumnisse langsam aufzuholen und das Recht auf Präsenz für nachfolgende Künstlerinnen* zu verteidigen.

Ein drittes Ziel ist das Entgegenwirken der ungerechten Verteilung von Straßen, die nach Frauen* und nach Männern* benannt sind. Das Projekt verschreibt sich dem Recht von Frauen* auf Präsenz im öffentlichen Raum, im Straßenbild, in der Öffentlichkeit. Bereits in der Antike wurde es Frauen* verboten, öffentliche Reden zu halten, weit über das 19. Jahrhundert hinaus galt eine „öffentliche Frau*“ als unmoralische Frau*, als Prostituierte. Eine „richtige Frau*“ war über viele Jahrhunderte eine Frau*, die sich ausschließlich im privaten Raum bewegte. Diese Zeiten sind vorbei, sie wirken jedoch stark nach – dieser Dynamik muss ein kräftiges Zeichen entgegengesetzt werden.

Viertes Ziel ist es, einem bekennenden Nationalsozialisten, dem Künstler Franz Glaubacker seinen Ehrenplatz im öffentlichen Straßenbild der Stadt Linz zu nehmen und diesen der Künstlerin Agathe Doposcheg-Schwabenau zuzuweisen.

Fünftes Ziel ist es, mit dem geplanten „Festakt zur feierlichen Umbenennung der Glaubackerstraße in Agathe-Doposcheg-Schwabenau-Straße“ eine Veranstaltung zu organisieren, die etwas „Schwung in das Linzer Kunstleben bringt“, wie Agathe Doposcheg-Schwabenau es ausgedrückt hätte. Mit der Veranstaltung soll eine Situation geschaffen werden, die den Austausch zwischen kunstschaffenden, kunstinteressierten Menschen und Anrainer*innen ermöglicht und die Arbeit interessanter, feministischer, queerer Künstler*innen sichtbar macht.